Die Nacht war sehr gut, es waren genügend Decken vorhanden um der Kälte zu trotzen. Nicoletta (unsere Hospitaliero) hatte uns schon gesagt, dass nichts draußen stehen bleiben darf, da es sonst morgens komplett nass wäre.
Um ca. 02:30 Uhr zieht eine singende Pilgergruppe hinter unseren Zelten vorbei. Erst als wir alle beim Frühstück drüber reden, wird uns klar, dass es kein Traum war. Es gibt tatsächlich Nachtpilger!
Hier gab es das beste Frühstück bisher, warmes Baguette mit Rührei, Kaffee, Fruchtsaft, ein gekochtes Ei. Zwieback und Nutella zum Mitnehmen.
Heute läuft Hannah für sich, wir treffen uns später in der Unterkunft. Janina ersteht noch einen Sonnenhut, in den nächsten Tagen soll es heiß werden. Außerdem kaufen Janina und ich einen Wanderstock.
Es sind nur 300 Höhenmeter, die wir überwinden müssen, aber es geht ständig hoch und runter. Am Anfang geht es über ein Feld unter einer Autobahn hindurch. Dann windet sich ein schmaler Weg den Berg hinauf, die Steigung ist noch sanft. Plötzlich wird über den Weinberg rechts neben uns Kirchengesang geweht, er wird immer lauter und trägt uns den Hügel hinauf. Irgendwann ist der Gottesdienst, der scheinbar über Lautsprecher ins Tal übertragen wurde, vorbei. Bald danach geht es richtig steil hoch über felsige Wege, zum Glück ist es trocken. Unser Wanderstock leistet uns gute Dienste. Wir kämpfen uns mühsam zum höchsten Punkt des Berges.
So! Für alle die denken..... wie können 300 Meter Höhenmeter anstrengend sein.......lauft diese Steigung mal selber!
Auf dem Weg runter laufen wir beschwingt, so leicht ist es plötzlich.
Wir treffen eine junges Paar aus Großbritannien, ihr Kommentar zur gestrigen Krönung:
"Wir waren so aufgeregt, dass wir das Land verlassen mussten!"
Die nächste Verpflegungsmöglichkeit ist ein Kiosk, wir genießen die Pause. Weiter geht's den Berg runter. Am frühen Nachmittag treffen wir Hannah wieder. Um 16:00 Uhr legen wir die nächste Pause ein, auch hier wird ein Gottesdienst nach draußen übertragen. Nach unserer Pause schauen wir in die Kirche und stellen fest: Der Gottesdienst kommt komplett vom Band, es ist niemand in der Kirche!
Wir sind schwer enttäuscht, denn da werden die Portugiesen doch tatsächlich ungefragt mit einem Gottesdienst beschallt.
Die letzten km liegen vor uns, es geht immer noch bergab. In Fontoura streiken Janinas Füsse, sie legt sie auf einer Bank hoch. Ich wollte dort eine öffentliche Toilette benutzen, an der Tür bin ich gleich umgedreht.......
Unsere Stimmung hat einen Tiefpunkt erreicht. Wir müssen auch noch ein Bett für uns suchen.
Jetzt erleben wir wieder die Magie vom Camino. Eine Frau mit 2 Hunden kommt die Straße runter und fragt uns, ob alles in Ordnung ist. Wir klagen über unsere Füße. Ich nutze die Gelegenheit und frage sie nach einer guten Herberge.
Es stellt sich heraus, dass sie ist Deutsche ist und sich ihre Herberge 200 Meter weiter auf der rechten Seite befindet.
So ein Glück!
In der Herberge treffen wir auf 3 junge Menschen: Valerie aus Singapur und Angus und Laura aus Sydney.
Nach dem Duschen sitzen wir alle zusammen in Garten und tauschen uns aus. Wir bestellen Essen und setzen unser Gespräch in der großen Küche weiter. Wieder ein toller Abend.
Valerie erzählt uns, dass sie in einer Findungsphase ist, sie möchte Nonne werden.
Laura kämpft seit fast einer Woche mit Blasen an den Füßen.
Janina und ich sind glücklich, blasenfrei über den Camino zu laufen. Toi, Toi, Toi!
Hannah hatte sich eine Blase an der Hacke gelaufen, die bereits wieder abheilt.