Joinville nach Ambonville

Karfreitag ist in Frankreich kein Feiertag, es ist normaler Alltagsbetrieb in der aufwachenden Stadt.

Gestern sind noch die 3 Kölner zum Stellplatz in Joinville gekommen. Abends haben wir zusammen draußen am Kanal gesessen, Wein getrunken und von Ewelinas leckeren polnischen Süßigkeiten genascht. Neos hat auf uns aufgepasst, während wir Pilgergespräche geführt haben. Als es dunkel wurde, flogen die Fledermäuse über uns. Gegen 22:00 Uhr wurde es uns zu kalt draußen. Ein herrlicher Abend war das!

Es geht los durch die Altstadt im Marnetal, an einem Nebenkanal der Marne kleben die schönen alten Häuser Wand an Wand nebeneinander. Im klaren Kanal kann ich viele Fische sehen, darum gibt es hier so zahlreiche Angler. Einen schönen Park hat Joinville auch zu bieten.

Auf dem Bürgersteig steht ein alter Mann im Schlafanzug und Hausschuhen. Er winkt mich zu sich. Ich verstehe nicht, was er sagt, er gibt nur Laute von sich. Hier stimmt etwas nicht, kein anderer Mensch ist zu sehen. Ich erkläre ihm, dass ich Hilfe hole. Er gibt mir die Hand, ich drücke sie trotz Corona. 20 Meter weiter ist eine offene Bar. Ich überzeuge einen Gast, mit mir nach dem Mann zu schauen. Er ist nicht mehr da. Zurück in der Bar erklären mir die Gäste, dass ganz in der Nähe ein Spital und ein Altenheim sind. 

Ich trinke eine Café auf den Schreck.  Alle 9 Gäste in der Bar wollen sich mit mir unterhalten. Der Wirt schält nebenbei Spargel am Tisch. Auf Englisch, Deutsch, Französisch, Zeichensprache und Fotos aus meinem Handy beantworte ich alle Fragen. Dieses mal kriege ich es gut hin! Anschließend werde ich von allen nett verabschiedet.

Da der Ort im Tal liegt, geht es jetzt steil bergauf durch einen kleinen Wald. Oben habe ich einen weiten Blick auf die Landschaft. Einzelne große  runde Strohballen von letzten Herbst liegen noch auf den Wiesen. Hier oben ist die Zeit stehen geblieben.

Der Weg führt mich schließlich gut 10 km an einer wenig befahrenen Straße entlang. Achim überholt mich mit unserem WOMO. Die kleinen Orte bestehen aus teilweise maroden Häusern.

In Blecourt gibt es eine Kathedrale, sie ist geöffnet. Sanfte Kirchenmusik und Eiseskälte empfangen mich. Ich trage mich im Gästebuch ein, stempel meinen Pilgerpass und zünde für meine Mutter eine Kerze an. Sie ist 94 Jahre alt und muss durchhalten bis ich wieder zurück bin.

Über einen Bergrücken und vorbei an unendlich vielen Rapsfeldern komme ich nach Ambonville.  Achim hat Kuchen gekauft und kocht einen Café  dazu. Heute war ein heißer Wandertag, ich bin durchgeschwitzt.

Wie soll das erst im Juni werden?

Zum Übernachten fahren wir nach Bouzancourt.

Ein Denkmal für Jean de Jonville, er pilgerte bereits 1244.
Ein Denkmal für Jean de Jonville, er pilgerte bereits 1244.
Joinville
Joinville
enge Gassen in Joinville
enge Gassen in Joinville
Ein vetlassener Schuppen
Ein vetlassener Schuppen
Eine Kerze für meine Mutter
Eine Kerze für meine Mutter
Kirche Notre Dame de Blecourt
Kirche Notre Dame de Blecourt
altes Waschhaus
altes Waschhaus
grüner Wald
grüner Wald
noch ein altes Waschhaus
noch ein altes Waschhaus
Unser heutiger Ess-und Schlafplatz
Unser heutiger Ess-und Schlafplatz