Ich schlafe bis 8:15 Uhr. Das war nicht geplant!
Total verpeilt packe ich den Rucksack und gehe zum Frühstück in der Herberge. Der Kaffee schmeckt wie warmes Wasser. In Lugo hat bestimmt eine Bar geöffnet. Um 9:00 Uhr bin ich auf dem Weg, in der Stadt sitzen die Amerikaner Tom und Mike, Emma aus der Schweiz, die Französin Albane und Christian u. Maria aus Belgien. Ich setzte mich zu ihnen und freue mich, dass ich nicht die letzte Pilgerin auf dem Weg bin. Die Freude währt nur so lange bis sie mir alle erklären, das sie heute einen Ruhetag einlegen!
Damit bin ich doch die letzte Pilgerin am Start!
Matthias kommt gerade aus der Messe in der Kathedrale. Bis zur nächsten Messe um 10:00 Uhr habe ich noch die Gelegenheit, mir die Kathedrale anschauen zu können, ohne 8 Euro Eintritt zu zahlen.
Das Innere der Kathedrale ist besonders. Sie ist in viele offene Räume unterteilt. Ich wüsste nicht wohin ich mich setzen sollte. Sie ist äußerst prunkvoll mit viel Gold gestaltet. Um alles zu erfassen müsste man Stunden hier verbringen. Aus Lugo heraus geht es über einen Fluss und dann rechts den Hügel hoch. Mitten auf der Straße finde ich den Pullover von Matthias, der ihm vom Rucksack gerutscht sein muss. Ich nehme ihn mit!
Alle anderen Pilger sind vor mir, nur Max aus Dänemark überholt mich. Der Weg geht immer weiter neben einer Landstraße her!
Die Straße ist nur wenig befahrenen. Trotzdem ist es nicht schön, nur Asphalt unter den Füßen zu haben. Irgendwann kochen die Füße. Ich mache eine kurze Pause an einer sehr idyllischen Wasserquelle zusammen mit 2 jungen Chinesen, die seit heute auf dem Weg sind und nur die 100 Kilometer bis Santiago laufen. Einer der Beiden hält wirklich alles mit seiner Kamera fest, das kleinste Gänseblümchen muss digitalisiert werden. Es ist schön, die Begeisterung für den Camino zu spüren!
Bei der nächsten Rastmöglichkeit wartet Matthias auf mich und seinen Pullover. Immer noch geht es nur über Landstraßen weiter.
Gegen 14:00 Uhr sind sehr lange Böllerschüsse zu hören! Das nächste Dorf ist mit Fähnchen geschmückt, eine Bühne und ein großes Zelt sind zu sehen, laute Musik ist zu hören, Essen und Trinken gibt es von einer Theke in der Mitte des Zeltes. Viele gut gekleidete Menschen kommen aus allen Richtungen und laufen zum Zelt. Die schmale Straße wird fast komplett zugeparkt mit Autos. Da geht heute sicher der Punk ab!
Gegen 15:30 Uhr gibt es einen Café con leche. Einsetzender Regen beendet die Pause. Ich laufe mit einer jungen Frau aus Vilnius in Lettland weiter. Ihr Name fängt mit Jo...... an, der Rest fällt mir nicht mehr ein. Sie ist auch erst seit heute unterwegs um die letzten 100 km zu laufen.
Unsere heutige Herberge liegt in der Pampa, die Telefonverbindung ist schlecht. Dafür habe ich ein Zimmer mit 4 Betten, von denen nur 3 belegt sind. Schnell Bett beziehen, duschen und Wäsche waschen. Um 18:00 Uhr gibt es ein Pilgermenü! Was sind das für plätschernde Geräusche hinter mir? Oh je, es kommt Wasser von der Zimmerdecke! Direkt darüber liegen die Sanitäranlagen, die Wirtin ruft Handwerker an. Vom Telefonat kann ich kann immer nur "Ariva, Ariva!" verstehen. Noch bevor der Nachtisch kommt, sind die Handwerker da! Ein Sonntag scheint für sie kein Hindernis zu sein.
Weil mir kalt ist, kuschle ich mich in mein Bett und schreibe den Blog.
Draußen regnet es sehr heftig! Es ist zwar erst 20:30 Uhr, aber das Bett werde ich nicht mehr verlassen!