Castroverde nach Lugo

Und wieder beginnt ein neuer Tag auf dem Jakobsweg mit Rucksack packen, Wasser in die beiden 1/2 l Flaschen geben und mit etwas frischen Zitronensaft das Wasser aufpeppen! (Tipp von Matthias). 

Heute vergesse ich meine Socken, die mir aber nachgetragen werden.

In einer Bar gibt es Frühstück mit den Pferdepilgerinnen. Bis nach Lugo sind es 22 km ohne großartige Berge, also fast ein Samstagsspaziergang.

Zu Beginn fängt es gleich an zu regnen. Das geht ja gut los! Der Regen hält nicht lange an, das Regencape verschwindet im Rucksack. In der Kühle des Morgens geht es durch Wälder, Felder und kleine Streusiedlungen. Am Himmel sind dunkle Wolken. Das Gewitter soll aber erst am Spätnachmittag los gehen. Es dauert etwas länger bis ich auf bekannte Pilger treffe. 

An einer Weggabelung im Örtchen Soutomerrille entscheide ich mit für einen Umweg von 800 Metern, um eine mittelalterliche kleine Kapellenruine zu sehen.

Es geht in einen schönen Wald hinein. Kurz vor der Kapellenruine steht eine (laut Hinweisschild) 350 Jahre alte Kastanie. Ein beeindruckender Baum!

Von der Ruine bin ich ganz fasziniert, ich schaue sie genau von außen an. Außer mir ist hier niemand, es ist ganz ruhig! Die Kapelle besteht aus groben grauen Steinen vom nahe gelegenen Steinbruch. Ein Kreuz krönt den hinteren Giebel, die Kirchenfenster im 1. Stock des Giebels haben besondere Formen. An der Seite sind steinerne Stützpfeiler, die komplette bemoost sind. Die Eingangstür ist leider verschlossen und mit Ketten gesichert. Über dem Eingang ist die Zahl 1619 zu sehen, vermutlich das Erbauungsjahr. Es wurden auch noch andere Verzierungen in Stein gemeißelt.

Von der Kirche gehen positive Schwingungen auf mich über, ich bekomme Gänsehaut!

Ein ganz besonderer Moment!

Nach dem Besuch entdecke ich noch eine Hinweistafel, auf der steht, dass man die Kirche genau betrachten soll, dann kann man sie auch fühlen. 

Ich glaube es nicht!! Da hat jemand genau das in Worte gefasst was mir passiert ist!

Mit einem breiten Lächeln im Gesicht geht es weiter.

In einem Dorf hat jemand seinen Garten geöffnet, Pilger können sich dort ausruhen. Er bietet Wasser, Melonenstücke und einen Pilgerstempel an. Nach der Pause macht er auf seiner selbst gebauten großen Holzbank Fotos von den Pilgergruppen und stellt sie bei Facebook ein.

Die beiden israelischen Männer Jill und Liu verabschieden sich herzlich von mir. Sie haben ein Taxi bestellt, um den Bus zu erreichen, der sie nach Santiago de Compostela bringt. Ab morgen laufen sie nach Finisterre (zum Ende der Welt). Es werden noch Fotos gemacht und Handynummern getauscht. Jill, der alte Charmeur, sagt: "You are the most beautiful woman on the Camino"!

Das hört man in meinem Alter selten und geht runter wie Öl.

Lugo ist bald erreicht und damit auch die letzten 100 km vor Santiago. Matthias und ich machen Beweisfotos.

Gegen Abend essen wir ein fürstliches Pilgermenü. Wir sitzen draußen vorm Lokal unter einer Überdachung. Vorne an der Flaniermeile und unter einer Markise waren alle Tische besetzt. Vorm Nachtisch kommt das Gewitter mit Platzregen. Alle Gäste unter der Markise flüchten unter unsere Überdachung.  Wir sind die einzigen, die ganz entspannt sitzen bleiben können. Jetzt haben wir den Platz in der 1. Reihe!

Lugo ist eine sehr schöne Stadt, mit einer komplett erhaltenen begehbaren Stadtmauer rund um die Altstadt. Die Altstadt hat wunderschöne historische Häuser und eine Kathedrale.

Abschied von Castroverde
Abschied von Castroverde
Weite Wiese, und keine Berge
Weite Wiese, und keine Berge
350 Jahre alte Kastanie
350 Jahre alte Kastanie
Hinterer Teil der Kappelenruine
Hinterer Teil der Kappelenruine
Dunkle Wolken am Himmel
Dunkle Wolken am Himmel
Lugo
Lugo
Stadtmauer von Lugo
Stadtmauer von Lugo
Altstadt von Lugo
Altstadt von Lugo
Das Gewitter hat alle von den vorderen Plätzen vertrieben
Das Gewitter hat alle von den vorderen Plätzen vertrieben
Hinter uns stehen sie jetzt
Hinter uns stehen sie jetzt