Es war sehr ruhig in der Nacht, mit meiner Mitschläferin habe ich kein Wort gewechselt, wir haben uns eine Kabine mit 4 Betten geteilt.
Zwei Betten davon waren nicht belegt.
Sie hat immer geschlafen, oder sich schlafend gestellt, wenn ich kam. Das ist mir noch nie passiert.
Frühstück gab es im Hotel incl. einem Baguette für den Weg. Um 7:55 Uhr bin ich auf der kleinen Straße die zum Camino führt. Der Weg windet sich langsam am Berg hoch, der Ausblick ist fantastisch. Die Wolken hängen teilweise in den Tälern, ich kann von oben draufschauen.
Es ist sonnig bei 11 Grad, bestes Wanderwetter.
Neben dem Weg sind Weiden. Ich teile meinen Apfel mit einem Pferd. Munter geht es hoch und runter über Steine, Felsen oder Schotter. Schlammig ist es nur selten.
Meine Druckstellen unter den Füßen beruhigen sich langsam.
Es geht ein Stück an einer Straße weiter, dann wieder auf Hohlwegen durch die traumhafte Landschaft Asturiens. Nach 6 km sind wir oben. Nach einigen Kilometern bergab gibt es einen Rastplatz. Zwei Pilger sitzen auf der Bank, umrundet von 3 Hunden, die auf Reste warten.
Ich setze mich dazu und esse mein Baguette.
Eine Landstraße führt den Berg runter bis Campiello. Hier gibt es Bars und Herbergen. Heute esse ich ein Eis und trinke eine eiskalte Cola. Es ist sehr heiß geworden.
An der Bar geht ein Barfusspilger vorbei. Er ist groß und schlank mit langen Haaren, er sieht fast aus wie Jesus.
Nochmal fordert mich ein Schlammweg, aber die Durchquerung ist nicht so schlimm wie gestern.
In Borres erreicht mich die Nachricht vom großflächigen Stromausfall in Spanien.
Danke Tim!
Meine Antwort: "Wir haben keinen Stromausfall!" Zu diesem Zeitpunkt wusste ich es noch nicht besser!
Fast hätte ich mein Handy auf der Mauer vergessen, aber nach 50 Metern sagt meine Uhr, dass die Telefonverbindung unterbrochen wurde.
Ein Blick in die Bauchtasche bestätigt den Verdacht! Schnell zurück und das Handy wieder eingesteckt.
Die letzten 5 km werden richtig anstrengend, es geht steil bergauf und es ist heiß.
Der Blick in die herrliche Weite mildert die Anstrengung.
Die Herberge ist wunderschön, erst 2 Jahre alt und sehr geschmackvoll eingerichtet mit einem tollen großen Garten im japanischen Stil und einer Terrasse.
Die Wirtin teilt mit, dass es ein Stromausfall gibt, der 3 Tage dauern könnte. Wir bekommen ein Abendessen, sie wird irgendwas auf dem Campingkocher zaubern.
Also schnell die Information mit der Familie teilen und Handy auf Flugmodus stellen. Der Akku hat noch 50 %, aber 3 Tage sind eine lange Zeit!
Es ist ein seltsames Gefühl, so losgelöst von der anderen Welt in einer Herberge oben in den Bergen zu sein. Hier könnte ich es länger aushalten, auch ohne Strom.
Erstmal ein Colabier trinken, dann duschen (Wasser ist warm, warum auch immer), Wäsche waschen, Gymnastik machen.
Feierabend.......
Wir quatschen auf der Terrasse. Ein Niederländer erzählt von seinen Auslandseinsätzen beim Militär. Er ist als 18 Jähriger für 4 Jahre nach Bosnien gegangen und hat dann 4 Jahre gebraucht, um wieder ein normales Leben führen zu können. Danach hatte er trotzdem noch viele Auslandseinsätze. Sechs seiner Kameraden sind im Dienst gestorben. Jetzt ist er in Pension und geht mit seiner Frau den Camino.
Es ist ein herrlich entspannter Nachmittag, gefühlt wie aus der Zeit gefallen.
In einer Ecke vorm Haus hat die Betreiberfamilie eine Küche mit einer großen gasbetriebenen Paellapfanne aufgebaut. Improvisieren können Sie hier, das muss man ihnen lassen!!
Abends gibt es eine leckere Paella mit Pilzen und Salat.
Plötzlich geht das Licht an, ein Jubel geht durch den Raum! Der Strom ist wieder da, etwas später geht auch das Internet wieder.
Schnell den Blog schreiben und ab ins Bett, morgen ist ein harter Tag!
Drückt mir die Daumen!