Grado nach Salas

Um 6:00 Uhr packt jemand nicht gerade leise den Rucksack. Es knistert, schabt und klappert, ich bin kurz davor, mich zu beschweren, aber jetzt werden auch schon die anderen Mitpilger munter.

Und schon bin ich um kurz nach 7:00 Uhr auf dem Weg. Meine Schuhe sind über Nacht nicht getrocknet! Ich hoffe, ich laufe mir keine Blasen.

Leider habe ich mich gegen den Kaffee in der Herberge entschieden. 

Das Ortsende von Grado ist schnell erreicht, keine Bar hat geöffnet. Nach dem Ort geht es sofort steil in die Berge, meine müden Beine legen Protest ein. Es hilft alles nichts, da müssen sie die nächsten 6 Stunden durch.

Es geht immer wieder ein Stück bergab, um dann gleich wieder nach oben zu gehen.

 

Nur mal so in Zahlen ausgedrückt: gestern bin ich nicht nur gut 30 km gelaufen, sondern dabei auch noch 232 Etagen hochgestiegen (laut meiner Fitnessuhr). Ich verrate es jetzt schon, am heutigen Tagesende werden es 230 Etagen sein, bei nur 25 km.

 

Das Wetter ist wechselnd bewölkt, nach 5 km ist die höchste Stelle des Berges erreicht.

Plötzlich fängt es an zu regnen und das Regencape kommt erneut zum Einsatz. Der Schotterweg hinab wird dadurch rutschig, aber es ist nichts gegen die schlammigen Trampelpfade, die mich nach dem Schotterweg entlang der Autobahn erwarten.

Es gibt weit und breit keine Bar, also gibt es eine Banane, einen Zitronenmuffin, Crème brûlée und Wasser aus dem Rucksack zum Frühstück.

Gut, dass ich gestern Abend hungrig eingekauft habe!

Gegen Mittag erreiche ich Cornellana, hier gibt es eine Bar nach der anderen.

An Matthews Tisch ist noch Platz und kurz darauf treffen Kilian und Alice ein. Kilian trinkt mit uns Café con leche. Alice, die heute eine tolle Baskenmütze trägt, läuft weiter.

Nach dem Ort geht es wieder in die etwas sanften Berge, die Landschaft ist traumhaft schön. Dann beginnen wieder die Schlammwege. Ohne Stöcke wäre ich verloren!

Am Wegesrand erscheint plötzlich eine alte halb verfallene kleine Mühle. Sie ist wie im Märchen von Dornröschen fast eingewachsen.

Aus dem Schlammwegen werden teilweise kleine Seen.

Plötzlich kommt mir auf dem kaum 50 cm breiten Schlammweg ein Motocross Fahrer entgegen. Was mache ich jetzt???  Vor mir am Abgrund ist ein größerer Stein. Der wird mein Zufluchtsort!

Mir wird jetzt klar, warum die Wege so schlammig sind, schade eigentlich.

Es taucht ein Kieswerk auf, danach gibt es eine Nische mit einer Bank für Pilger und einem total verrosteten Getränkeautomat. Vertrausvoll werfe ich Geld ein und er funktioniert tatsächlich!  Die Cola gibt mir neue Kraft!

Emma, eine junge Niederländerin, gesellt sich zu mir und isst eine Mandarine. Sie hat den Camino Norte nach Santander abgebrochen, ab dort ging es fast nur noch auf Straßen weiter. Auf dem Primitivo gefällt es ihr besser.

Ich laufe weiter und freue mich am saftigen Grün der Landschaft.

Inzwischen hat sich die Sonne durchgesetzt, es wird warm.

Meine Füße tun plötzlich weh. Das feuchtwarme Klima in den noch nicht trockenen Schuhen bekommt ihnen nicht. Auf einer Bank in der Sonne ziehe ich Schuhe und Socken aus, herrlich! Es wird aber nicht wirklich besser,  nach 25 km erreiche ich gegen 15:00 Uhr Salas.

Hier treffe ich Matthias einem katholischen Priester. Wir sind 2022 eine Woche gemeinsam gepilgert. Es ist schön, ihn nach 3 Jahren wiederzusehen.

Matthias hat eine schicke Ferienwohnung gemietet. Heute Nacht habe ich ein eigenes Zimmer mit richtiger Bettwäsche und Frotteehandtüchern im Bad. 

Wir kaufen gemeinsam ein und kochen Zwiebelreis mit Schaschlik, Tomaten und Oliven. Um 19:00 Uhr geht Matthias zum Gottesdienst und holt seinen Pilgerstab in der Kirche ab.

Letztes Jahr endete hier sein Weg. Der Pilgerstab hat ein Jahr auf ihn gewartet. Morgen ist sein erster Pilgertag für dieses Jahr.

Mit dem in der Ferienwohnung vorhandenen Fön kann die Wanderschuhe und die Einlegesohlen trocknen. Ich habe eine leichte Druckstelle an der linken Hacke, aber keine Blasen an den Füßen!

Muskelkater habe ich nicht, die Beine waren nur schwer heute morgen.

Morgenstimmung in Asturien
Morgenstimmung in Asturien
Ein alter Kornspeicher, davor ein Zitronenbaum
Ein alter Kornspeicher, davor ein Zitronenbaum
Die verfallene Mühle von außen
Die verfallene Mühle von außen
Und von innen
Und von innen
Kilian und Alice, die schöne Baskin
Kilian und Alice, die schöne Baskin
Ein Pilger auf dem Weg
Ein Pilger auf dem Weg
Getrocknete Maiskolben
Getrocknete Maiskolben
Ein Kieswerk
Ein Kieswerk
Salas bereitet sich auf ein Fest vor
Salas bereitet sich auf ein Fest vor
Mein Einzelzimmer
Mein Einzelzimmer
Aussicht aus meinem Zimmer
Aussicht aus meinem Zimmer