Heute morgen ist es diesig bei 10 Grad. Ich habe sehr gut geschlafen, aber jetzt muss ich los. Die anderen Pilger sind auch schon am räumen. Im Frühstücksraum treffe ich Alice und Kilan wieder. Um 7:30 Uhr starte ich. Mitten durch die Gassen von Oviedo laufe ich Richtung Jakobsweg. Eine Gruppe spanischer Pilger bittet mich, ein Foto von ihnen zu machen. Sechs Männer und eine Frau aus Barcelona sind gemeinsam 5 Tage auf dem Camino Primitivo. In einer Bar gönne ich mir einem Café con leche, dazu gibt 2 Churros.
Dann mache ich eine ungeplante Stadtbesichtung. Alle die denken, ich habe mich verlaufen, ..... haben Recht.
Einheimische schicken mich immer wieder auf den richtigen Weg! Oviedo ist wirklich schön mit seinen vielen Grünanlagen, alten Gebäuden, den geschwungenen Straßenlaternen und Skulpturen.
Nach der Stadt geht es über kleine Straßen bergauf ins Grüne. Die Landschaft ist trotz des diesigen Wetters beeindruckend, alles ist saftig grün. Es blühen die Pfingstrosen, der Flieder und der Blauregen. In den privaten Gärten sind die Kartoffelpflanzen schon sehr hoch und die Tomaten wurden ins Freiland gesetzt.
Es sind viele Pilger unterwegs. Ich lerne Heather aus Großbritannien kennen, sie ist 78 und fit wie eine 50 Jährige.
An 2 kleinen Kapellen gibt es Pilgerstempel mit Selbstbedienung.
Nach 10 km mache ich eine kleine Rast in einer Bar. Kilian ist auch da und ich lerne Berit aus Deutschland kennen. Gegen Mittag kommt die Sonne kurz durch, um ganz schnell vom Regen verdrängt zu werden. Janina ruft an. Wir machen einen Videocall, Die spanische Gruppe von heute morgen läuft vorbei. Jeder will Janina sehen und wünscht ihr einen guten Camino, obwohl Janina noch daheim ist.
Weitere 14 km später gibt es in Paladin eine warme Linsensuppe. Berit und Kilian sind auch mit dabei. Die junge Wirtin ist streng, aber sehr nett. Der Wirt ist ein Witzbold! Da ich kein Spanisch spreche, muss ich die komplette Rechnung von uns Dreien zahlen, sagt der Wirt. Berit spricht super Spanisch und Kilian haut ihm einige spanische Wörter um die Ohren.
Eine Australierin kommt und möchte in der angegliederten Herberge einchecken.
Eiskalt erklärt er der jungen Frau, die Herberge wäre geschlossen und sie muss noch 4 km weiter laufen. Das löst ein Entgleisen der Gesichtszüge bei der jungen Pilgerin aus!
Lachend erklärt der Wirt seinen Scherz.
Weiter geht's! Die nächsten 6 Kilometer sollen laut Pilgerführer ein Katzensprung sein.
Waren sie auch, allerdings gab es ein Gewitter mit heftigem Regen. Nass wie eine Katze (trotz Regencape), komme ich in Grado an. Kilian hat hier in der Herberge "La Quintana" reserviert. Schnell die Wanderschuhe mit Zeitungspapier ausstopfen, Blog schreiben und duschen gehen.
Am ersten Tag gleich über 30 km laufen ist eigentlich bescheuert! Es ist einfach passiert!
Dabei habe ich vorher allen erzählt, dass ich mit 12,5 km anfange und mich dann steigere.
Morgen werde ich berichten, ob meine Beine schwer sind.
Es sind einige bekannte Gesichter in der Herberge, die spanische Gruppe ist auch da.
Berit und ich sitzen noch in der kleinen Bar unserer Herberge und unterhalten uns kurz mit einem niederländischen Paar, einer Tschechin und einer Slowakin.
Unser Schlafraum hat leider 8 Betten, alle belegt. Ein Amerikaner schnarcht bereits, das wird eine Nacht in der Ohrstöpsel Gold wert sind.