Anreise mit dem Zug von Sevilla nach Oviedo
Schneller als erwartet ist der Reisetag zum Camino Primitivo da.
Mein allerbester Chauffeur hat mich am Vortag nach Sevilla gefahren. Nach einer lauten Nacht in Sevilla im Wohnmobil mache ich mich um 7:00 Uhr auf den Weg nach Oviedo.
Mein Zug fährt nach Madrid. Am Bahnhof wird man eingecheckt wie am Flughafen. Mit Gepäck- und Körperkontrolle, nur die Schuhe kann ich anbehalten.
Es ist ein Zug mit 2 Ebenen, ich habe oben einen Fensterplatz erwischt. Pünktlich um 7:38 Uhr fährt der Hochgeschwindigkeitszug ab, er hält nur in Cordoba. Um 10:24 Uhr sollen wir bereits in Madrid sein. Fast jeder Sitzplatz ist besetzt, wir rasen über Spaniens Ebene, am Zugfenster fliegen grüne Felder vorbei. Ich bin allein unter Spaniern.
Nach Cordoba ist es vorbei mit der Ebene, sie wird abgelöst von grünen Hügeln und Bergen.
Madrid ist ein Megabahnhof, ich beschließe ein Taxi zu meinem Anschlussbahnhof Chamartin Clara im Norden von Madrid zu nehmen.
Draußen stehen hunderte Taxis in 4 reihigen Warteschlangen, dementsprechend Reise stehen aufgreiht in der Schlange. Ein Ordner sorgt für einen geordneten Ablauf.
Es geht zu wie im Bienenstock, zwischendurch befürchte ich meinen Anschlusszug zu verpassen, ich nur eine knappe Stunde Zeit. Aber siehe da, der Zug nach Oviedo fährt mit mir drin ab.
Es ist Traumwetter, Oviedo ist eine tolle, gepflegte, eindruchsvolle Stadt.
Allerdings habe ich Pech, die Bars die ich ansteuere schließen gerade. Selbst am Eisstand bekomme ich kein Eis, die Lady zuckt mit den Schultern und übergießt mich mit einem Schwall spanischen Wörten. Blöde Zeit um anzukommen, ich sehe keine weiteren Pilger.
Dann gehe ich halt zu meiner "öffentlichen"
Herberge. Hier treffe ich auf die ersten Pilger.
Und schon wieder stehe ich in der Warteschlange, vor mir sind Spanier, Japaner, Kanadier und Italiener. Die Herberge öffnet in 10 Minuten, also um 16:30 Uhr.
Der junge Hospitaliero hat die Ruhe weg, ein Pilger nach dem anderen wird abgearbeitet.
Ich bekomme ein Vierbettzimmer und schnappe mir das Einzelbett am Fenster, eine zusätzliche Decke gibt es auch.
Meine Bettnachbarin ist eine Kolumbieanerin, später kommt eine Polin dazu.
Frisch geduscht schreibe ich mir den Tag von der Seele.
Auf dem Weg zum Essen treffe ich vor der Herberge Kilian, einen jungen Deutschen.
Er musste heute einen Extratag in Oviedo einlegen. Gestern ist beim Umsteigen am Flughafen Barcelona sein Rucksack nicht mitgekommen. Der Alptraum eines jeden Pilgers. Jetzt wurde der verlorene Rucksack gerade geliefert und morgen kann er endlich seinen Camino starten. Alice sitzt auch vor der Herberge. Sie empfiehlt mir ein Asturisches Lokal mit guter Küche, das La Puerta de Cimadevilla.
Welch Glück, es hat geöffnet, 20 Minuten später kommen Alice und Kilian auch noch nach.
Es wird eine sehr unterhaltsames, leckeres Essen. Highlight ist die Zelebrierung vom Cidre, der Apfelwein wird aus großer Höhe in einem dünnen Strahl langsam 2 fingerbreit ins Glas geleert. Dazu benutzt die hübsche Kellerin einen hüfthohen Spritzschutz. Wir müssen den Cidre sofort trinken, da die Aromen jetzt noch sehr intensiv sind.
Um 21:00 Uhr müssen wir in der Herberge sein, sonst stehen wir vor verschlossener Tür.