Der Wind und die Käuze waren letzte Nacht eine tolle Geräuschkulisse. Ich habe sehr gut geschlafen in meinem kleinen Zelt. Warm eingekuschelt mit der zusätzlichen Decke war es mir nicht kalt in der Nacht.
Lichterketten beleuchteten das Gelände im Dunkeln. Im Zelt kam gestern Abend noch meine Stirnlampe zum Einsatz. Ich musste noch einen ungebetenen Gast rausschmeißen. Mit der Spinne wollte ich nicht die Nacht verbringen.
Es ist kühl heute Morgen, ich laufe mich warm. Hier ist eine wunderschön blühende Heidelandschaft auf beiden Seiten des Weges. Der Blick auf die Bergketten ist fantastisch, heute bin ich wieder eine Bergziege.
Der nächste Ort ist Foncebadon. Vor gut 20 Jahren waren hier nur noch Ruinen, inzwischen ist wieder ein kleiner Ort entstanden. Vor der ersten Bar liegt ein riesiger laut schnarchender Hund, er heißt Beethoven und wird zum Videostar der vorbeiziehenden Pilger. Ich muss noch eine Jacke mehr anziehen, warm laufen allein funktioniert nicht!
Nach wenigen Kilometern erreiche ich den 1517 Meter hohen Pass mit dem Cruz de Ferro. Dort steht ein sehr hoher Baumstamm mit einem Kreuz obendrauf. Es ist eine tausendjährige Pilgertradition am Baumstamm einen Stein anzulegen, symbolisch legt man damit seine persönlichen inneren Lasten ab. Inzwischen kann man den Steinhaufen bis zum Baumstamm hochlaufen, soviel Steine liegen dort.
Ich lege dort ein kleines Stück Ostseejade ab, das ich im letzten Jahr auf Fehmarn gefunden habe.
Inzwischen freue ich mich schon sehr auf den Sommer auf der schönen Insel.
Nun geht es abwärts, um dann gleich wieder nach oben zu laufen. Ich mache eine Pause und genieße die Bergwelt. Jetzt wird es etwas anspruchsvoll. Auf felsigen Wegen, die mit losen Steinen bedeckt sind, geht es steil bergab auf 1148 Meter nach El Acebo.
Dort fängt es an zu regnen, ich entscheide mich spontan dort zu bleiben. Im Berghotel am Ende des Ortes werden auch Betten für Pilger angeboten.
Ich komme damit vom Zelt in einen neuen Luxusbau mit Wintergarten und sehr großem Pool mit Aussicht über die Bergwelt. Mein 8-Bettzimmer bewohne ich bisher noch allein, über die Terassentür geht es auf einem Balkon. Die Unterkunft liegt weit über dem Standard einer Pilgerunterkunft.
So ein Mist, ich erwische immer eine Unterkunft mit Pool, wenn es einfach zum Schwimmen zu kalt ist.
Beim Pilgermenü finden sich 2 Frauen aus Taiwan. Ira aus der Ukraine, ein Amerikaner der jetzt in den Niederlanden lebt und ein Engländer.
Nach dem Essen erkunden ich noch den Ort, am Ortsausgang fällt mir eine Fahrradskulptur auf. Dort ist ein Deutscher 1987 tödlich mit dem Fahrrad auf dem Camino verunglückt.